Die Entwicklung der Mietpreise führt dazu, dass Deutschland zunehmend sozial gespalten wird. Besonders Rentner und Alleinerziehende bekämen diese soziale Spaltung zu spüren und würden abgehängt. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Sozialverbands SoVD. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) kritisiert allerdings die Forderungen, die vom Sozialverband gestellt werden.
Laut dem SoVD-Gutachten sorge das schwächer werdende Einkommenswachstum der ärmsten 10 % der gesamten Haushalte dafür, dass Geringverdiener verstärkt die Auswirkungen der steigenden Mietpreise zu spüren bekommen. Die Haushalte, die einkommensschwach und armutsgefährdet sind, werden deutlich durch die Mietpreisentwicklung strapaziert. Vor allem machen die Mietpreise Alleinerziehenden, Rentnern und Menschen mit Migrationshintergrund zu schaffen. Es gibt über eine Million Haushalte, die aufgrund der Miete unter das Hartz IV-Niveau fallen, so die Studie.
Für die öffentliche Wohnungsbauförderung werde nach Ansicht des Sozialverbands ein umfassendes Investitionsprogramm benötigt, mit dem die Regierung in der Lage sei entgegenzuwirken. Vor allem Menschen mit mittlerem und unterem Einkommen sollen durch das Investitionsprogramm Wohnraum erhalten, so der Verband. Die Probleme am Wohnungsmarkt dürfen nicht allein dem „Kräftespiel der Wirtschaft” ausgeliefert werden, da dies laut des SoVD sowohl unsozial als auch gefährlich sei.
Das SoVD zieht nach Auffassung des IW falsche Schlüsse
Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln nahm zur SoVD-Studie Stellung, und während es dem Befund zwar zustimmt, übt es jedoch Kritik an der Schlussfolgerung aus. Der IW kritisiert, dass die Studie Transferleistungen vom Staat außer Acht lässt, vor allem die Förderung für Unterkunft und Heizung, die die Empfänger von Hartz-IV und Sozialhilfe beziehen. Das IW bemängelt zudem, dass auch das Wohngeld, das gering verdienende Haushalte erhalten, in den Berechnungen außer Acht gelassen werde.
Die Experten des IW heben hervor, dass besonders das Wohngeld eine größere Berücksichtigung erhalten müsse, da diese Stütze Wirkung zeige und effizient sei. Geringverdiener bekämen einen Zuschuss, der von der Höhe der Miete abhängig sei, zum Beispiel in Höhe von 30 %. Dennoch führe das Wohngeld ein Schattendasein und es erfolge seit der großen Sozialreform 2005 keine automatische Anpassung an die Miet- und Preisentwicklungen.
Hohe Fehlbelegungsquote
Laut des IW seien mehr Wohnungen nötig, um für eine Entlastung des Wohnungsmarkts zu sorgen. Während die geforderten neuen Sozialwohnungen wirksam seien, seien sie auch sehr teuer. Gemäß des IW seien eine Menge Haushalte in der Lage, von den Zuschüssen zu profitieren und vergünstigt zu wohnen, wenn sie nicht länger bedürftig seien. Die Quote der Fehlbelegungen sei hoch und es gebe kaum Möglichkeiten, diese zu reduzieren. Aus diesem Grund sei es daher wirksamer, wenn Haushalte mit einem geringen Einkommen direkte Transfers erhalten würden, die zum Beispiel über das Wohngeld erfolgen könnten.