Mehr Baugenehmigungen - doch keine Entspannung auf den Wohnungsmärkten

Maria Lengemann

22. August 2016

Im vergangenen Monat berichteten wir, dass im Jahr 2016 bislang 30,6 Prozent mehr Baugenehmigungen ausgesprochen wurden, als im Vorjahreszeitraum. Doch Experten warnen nun, dass diese Zahlen trügerische Hoffnungen wecken würden.

Ein kurzer Blick in die Statistik

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, wurden u. a.  Baugenehmigungen für
  • ca. 63.700 Wohnungen in Häusern mit drei oder mehr Parteien (Zuwachs von 26,5 Prozent),
  • ca. 9.400 Wohnungen in Zweifamilienhäusern (Zuwachs von 21,6 Prozent),
  • ca. 41.820 Wohnungen in Einfamilienhäusern (Zuwachs von 15,8 Prozent) und
  • ca. 7.150 Wohnungen in Wohnheimen (Zuwachs von 227,4 Prozent)
erlassen. Doch der Schein trügt: Experten mahnen, dass mindestens 400.000 neue Wohnungen jährlich gebaut werden müssen, um dem Wohnraummangel vorzubeugen. Leider gibt es dabei jedoch drei große Probleme:
  1. Die Baugenehmigungen sind immer noch zu wenig.
  2. Viele Genehmigungen werden für den Bau von Flüchtlingsunterkünften erteilt, die allerdings die regulären Wohnungsmärkte nicht entlasten.
  3. Eine Baugenehmigung bedeutet nicht automatisch, dass die Wohnung auch gebaut wird. Oftmals vergehen mehr als zwei Jahre nach einer Genehmigung, ehe die Immobilien fertiggestellt werden. In den vergangenen Jahren wurden fast immer deutlich mehr Baugenehmigungen (über 50.000) erteilt, als letztlich Immobilien gebaut.
Die angestrebten Zielwerte werden also lange nicht erreicht. Dazu kommt das Problem, dass einige Unternehmen Genehmigungen für den Bau auf Grundstücken beantragen, aber künftig gar nicht planen, dort auch zu bauen. Stattdessen würde abgewartet, ob der erzielbare Preis steigt und man so das Baurecht mit einem Zuverdienst verkaufen könne.

Dachausbauten und Dachaufstockungen im Trend

Eine Alternative zu Neubauten sind laut Aussage von Bun­des­bau­mi­nis­te­rin Bar­ba­ra Hend­ricks (SPD) Dach­aus­bau­ten und Dach­auf­sto­ckun­gen, denn so könne neue Wohnfläche entstehen, ohne das zu­sätz­li­che Flä­chen ver­sie­gelt werden. Auch Immobilienbesitzer haben diese Chance erkannt, denn bislang wurden 46 Prozent mehr Baugenehmigungen für derartige Vorhaben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erlassen. Wer mit diesem Gedanken spielt, sollte allerdings folgende Aspekte unbedingt durchdenken:
  • Lohnt sich die Investition?
  • Welche recht­li­chen An­for­de­run­gen werden durch Länder und Kommunen gestellt?
  • Muss es einen Aufzug geben?