Landflucht – leerstehende Häuser werden zum täglichen Bild

Maria Lengemann

8. April 2016

Eigentlich heißt es immer, dass nicht ausreichend Wohnraum in Deutschland vorhanden ist und hier unbedingt weiter ausgebaut werden sollte. Dies gilt allerdings nur für die Großstädte. Ganz anders sieht es in den ländlichen Regionen aus. Hier sind Häuser ohne Menschen schon fast an der Tagesordnung. Die Probleme der Kommunen klingen, im Vergleich zu den Städten, fast schon himmlisch. Viele Häuser stehen leer und inzwischen macht sich die Landflucht auch so stark bemerkbar, dass zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen wird. So bieten viele Kommunen beispielsweise ehrenamtliche Beratungen für den Bau oder den Umbau an. Es gibt Webseiten, über die neue Bürger geworben werden sollen und Stadtoberhäupter sind bei den Besichtigungen teilweise mit dabei. Tatsächlich stellen die Häuser ohne Menschen für die Kommunen eine starke Belastung dar, denn der ungenutzte Wohnraum zieht auch wenig genutzte Leitungsnetze nach sich und die Infrastrukturen, die am Leben gehalten werden müssen, kommen ebenfalls kaum zum Einsatz.

Schätzungen zeigen erschreckende Ergebnisse

Die Bevölkerung wächst und mit der Bevölkerung wächst gleichzeitig auch die Schere, die sich zwischen überlasteten Regionen und den Regionen mit Leerstand bildet. Matthias Waltersbacher ist beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Referatsleiter und gibt erste vorsichtige Schätzungen ab. So weist er darauf hin, dass rund 2 Millionen Wohnungen in der Bundesrepublik derzeit leer stehen. Vor fünf Jahren waren es noch 1,8 Millionen Wohnungen. Damit ist die Quote für den Leerstand auf bis zu 5%. Dies sind jedoch nur Schätzungen, da es bisher keine direkten Zahlen gibt. Die letzten verlässlichen Daten wurden 2011 erhoben. Damals war es tatsächlich nicht eine Kommune, die betroffen war, sondern Düsseldorf. Der Regierungsbezirk Düsseldorf wies die meisten Wohnungen mit Leerstand auf, dicht gefolgt von Hessen und dem Regierungsbezirk Chemnitz. Wird der Leerstand jedoch prozentual an den vorhandenen Geschosswohnungen gemessen, so kommt es zu einer etwas anderen Sicht auf die Dinge. In diesem Bereich sind es die ostdeutschen Bundesländer, die auf sich aufmerksam machen. Gerade in Sachsen-Anhalt und auch in Sachsen kann mit diesem Bezug gesagt werden, dass alle Landkreise vom Leerstand bedroht sind und zwar mit einer Quote, die noch über 10% liegt.

Unterschiede in Westen und Osten

Während also im Westen vor allem Wohnungen und auch Häuser leer stehen, sind es im Osten die Geschosswohnungen, die vom Leerstand betroffen sind. Gründe dafür lassen sich leicht finden. So war es in der DDR normal, Geschosswohnungen zu bauen. Häuser oder auch Zweifamilienhäuser gab es nur wenige. Daher ist es nicht verwunderlich, dass in diesem Bereich im Osten Deutschlands kaum Leerstand zu verzeichnen ist. Generell kann jedoch beim Leerstand kaum ein Unterschied gemacht werden zwischen Osten und Westen. Stattdessen kann es als ein Problem zwischen Stadt und Land gesehen werden. Gerade junge Menschen zieht es schnell vom Land in die Stadt und sie lassen sich auch nicht auf dem Land halten. Unter anderem liegt dies auch an der Problematik, dass die Aussichten auf eine Karriere auf dem Land eher begrenzt sind. Auch die Infrastruktur wird von jungen Menschen als problematisch angesehen. Ohne Auto ist in vielen Kommunen kaum etwas zu erreichen.